Auch im Landkreis wird zunehmend mit dem Brennstoff aus hiesigen Wäldern geheizt / Selbstwerber schreiten zur Tat
Von Stefan Lommatzsch
LICHTENFELS - Auch im Landkreis wissen immer mehr Menschen nicht nur die wohlige Wärme eines Kamin- oder Ofenfeuers, sondern auch die mögliche Kostenersparnis des umweltfreundlichen Brennstoffs zu schätzen. Einen Trend hat denn auch der Forstrevierleiter aus Klosterlangheim, Gerd Barnickel, ausgemacht: „Die Zahl der Selbstwerber, die ihr Holz im Wald aufarbeiten und abholen ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen.“ Dennoch wächst derzeit in den hiesigen Staatswäldern mehr Holz nach, als entnommen wird, weiß der Fachmann zu berichten.
War es noch vor einigen Jahren hauptsächlich die Landbevölkerung, die anstatt fossiler Brennstoffe mit Holz heizte, steht heute auch in vielen Wohnungen im städtischen Raum ein Holzofen.
Und da der Besitzer einer solchen Feuerstätte nicht zwangsläufig auch ein Warmduscher sein muss, gehört es schon fast zum guten Ton, mit dem Fichtenmoped in der Hand selbst zur Tat zu schreiten. Doch, ganz so einfach ist es nicht.
„Ohne Schutzausrüstung geht nichts“, sagt Barnickel. Ehe der wackere Selbstwerber mit der Motorsäge loslegen kann, heißt es: Helm auf, Schnittschutzhose und Handschuhe an. Auch ein Motorsägenlehrgang sollte obligatorisch sein. Erst dann darf er sich mit der Motorsäge ans Werk machen, vorausgesetzt die Witterung lässt es zu. „Bei den derzeitigen Schneeverhältnissen arbeiten auch die Profis nicht im Wald. Im Fall der Fälle käme dann nämlich kein Rettungswagen durch.“
Zwei Möglichkeiten
Zwei Möglichkeiten gibt es für Privatleute im Staatsforst selbst Brennholz zu machen, stets weist aber der Förster die entsprechenden Hölzer den Selbstwerbern zu. „Es handelt sich dabei entweder um Langholzstämme, die von den Waldarbeitern der Forstbetriebe gefällt und gerückt am Wegrand abgelegt werden oder um Kronenholz und Bäume mit bis zu 20 Zentimetern Durchmesser, die selbst aus dem Wald geholt werden müssen.“
Die meisten der Privatleute transportieren das Holz nach dem Ablängen dann mit dem Auto und einem Anhänger ab.
Am beliebtesten seien die Hartlaubhölzer zu denen Eichen oder Buchen gehören. Sie haben den höchsten Brennwert. „Ein Ster, das sind 0,7 Festmeter, hat, wenn er gut getrocknet ist, den Brennwert von rund 210 Litern Heizöl“, weiß der Förster zu berichten.
Derzeit zahlt der emsige Selbstwerber im Landkreis rund 55 Euro für den Festmeter Langholz aus dem Staatswald. Vor drei Jahren waren es noch zwischen 35 und 40 Euro.
Das Kronenholz und die dünneren Bäume, die der Förster auszeichnet und die die Selbstwerber selbst fällen und aus dem Wald holen, sind günstiger.
Der Festmeter kostet zwischen 18 und 30 Euro, schließlich sei der Aufwand auch dementsprechend größer.
Barnickel verschweigt auch nicht die Arbeitserleichterung, die er und seine Mitarbeiter durch die Privatleute haben. Gerade wenn Bestände für ein besseres Wachstum bestimmter Bäume ausgelichtet werden müssten oder wenn der Borkenkäfer zuschlägt, sei die Arbeit der Selbstwerber nicht zu unterschätzen.
Besonderes Augenmerk gilt im Staatswald - dieser umfasst im Landkreis zirka 30 Prozent der bewaldeten Fläche - der Nachhaltigkeit, erläutert Barnickel. Es soll möglichst nicht mehr Holz geschlagen werden, als nachwächst. Zudem bleibt auch rund die Hälfte des Kronenholzes, also die Wipfel der gefällten Laubäume ab einem Durchmesser von rund 18 Zentimetern im Wald liegen.
„Dieses verrottende Holz ist wichtig für die Ökologie des Waldes. Es dient nicht nur einer Vielzahl von Lebewesen als Unterschlupf, sondern liefert auch der nächsten Baumgeneration wichtige Nährstoffe,“ erläutert der Förster die Hintergründe.
Schnell verarbeiten
Anders sieht es hingegen bei den Fichten- und Kiefernwipfeln aus. Diese werden schnellstmöglich zu Hackschnitzeln verarbeitet, der Borkenkäfer gewänne sonst die Überhand. Die Hackschnitzel werden auf großen Halden im Wald zwischengelagert und je nach Bedarf von Spezialunternehmen abgeholt und auch überregional verwertet.
Trotz der gestiegenen Anzahl der Feuerstätten die mit Holz betrieben werden, ist aber nicht damit zu rechnen, dass der regenerative Brennstoff in nächster Zeit knapp wird. Rund acht Festmeter pro Jahr und Hektar wachsen derzeit im Staatswald im Landkreis mehr nach als gefällt werden. „Diese Bilanz könnte aber schon nach dem nächsten Sturm wieder ganz anders aussehen“, sagt der Förster. Eine Folge hätte der gestiegene Bedarf an Brennholz auf dem Holzmarkt aber schon, sagt Barnickel. Deshalb mache es für den Förster eigentlich keinen Unterschied mehr, ob er die Langholzstämme der Papierindustrie anbiete oder den Selbstwerbern. Die Preise hätten sich in den vergangenen Jahren mehr und mehr angeglichen.
Den Trend zum Heizen mit Holz bestätigt auch der Technische Innungswart der Kaminkehrerinnung Oberfranken, Hilmar Stadter. Er schätzt, dass rund 50 Prozent der Landbevölkerung und mittlerweile fünf bis zehn Prozent der Städter mit Holz heizen. „Die Tendenz ist steigend, die Leute sind aber wegen der Diskussion um mögliche neue Abgasnormen bei den Kaminöfen derzeit ziemlich verunsichert.“
Zwei Jahre lagern
Er stellt zudem fest, dass der Brennstoff oftmals nicht richtig genutzt wird. „Die Leute kaufen sich einen Ofen und wissen nicht, wie sie den richtig bedienen sollen. Zudem wird oftmals zu feuchtes Holz verbrannt. Der Feuchtegehalt sollte unbedingt unter 24 Prozent liegen.“ Dazu müsse das Holz mindestens zwei Jahre trocken gelagert werden, ehe es verfeuert werden kann.