Mittwoch, 23. Februar 2011

Am Ofenberg wurde der Wald sich selbst überlassen


Jahr der Wälder | Wie entwickelt sich ein Wald, der sich selbst überlassen wird? Antwort auf diese Frage gibt ein Referat, das am Donnerstag im Landratsamt Emmendingen gehalten wird. Titel: "Zwischen Holzboom und Totalreservat – Strategien für die Waldbesitzer im Landkreis Emmendingen."



Bannwald am Ofenberg Foto: Michael Haberer

HERBOLZHEIM. Das Referat von Professor Ulrich Schraml vom Institut für Forst- und Umweltpolitik der Universität Freiburg gehört zum Auftakt des "Jahres der Wälder" im Landkreis. Anschauungsmaterial dafür könnte der Ofenberg an der Grenze von Herbolzheim und dem Ettenheimer Ortsteil Münchweier abgeben.

In diesem Jahr werden bis in den Herbst eine Reihe von Veranstaltungen geboten. Dazu zählt die Ausstellung "Der Wald im Landkreis Emmendingen", die am Donnerstag im Landratsamt am Festplatz eröffnet wird und später auch im Torhaus Herbolzheim zu sehen sein wird.

Mit Totalreservat könnte der "wilde Wald" am Ofenberg gemeint sein. Diese etwa 60 Hektar große Fläche wurde 2002 als "Bannwald" ausgewiesen. Damit ist dieser Wald sich selbst überlassen. Allerdings ist "Totalreservat" zu hoch gegriffen. Eberhard Aldinger, zuständig für Waldökologie in der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg, erinnert daran, dass alle Wälder der Region Kultur- und kein Urwald seien.

Auch existieren in Deutschland keine riesigen Refugien wie in Nordamerika, wo man die Natur sich wirklich selbst überlassen könne. Deshalb lauern im Bannwald Ofenberg die Jäger. Die Waidmänner müssen dafür sorgen, dass Wildschweine und Rehwild nicht überhand nehmen.

Zuerst fallen die Spuren der Kulturlandschaft auf

Auf dem Weg zum Bannwald vom Parkplatz in Broggingen kann der Besucher derzeit auch erleben, wie nah intensive Waldnutzung oder vielleicht "Holzboom" und Bannwald beieinander liegen. An den Wegen liegen die jüngst geschlagenen Stämme, und zwischen den Bäumen wird aus den Kronen Brennholz gemacht. Dabei hantieren ältere Herren mit der Motorsäge, als stünden sie selbst unter Naturschutz. Von Schutzkleidung ist nichts zu sehen.

Am Ofenberg fallen zuerst die Spuren der früheren Kulturlandschaft auf. Tiefe Rinnen ziehen sich durch den Waldboden. Man hat Spuren von Eisenerzabbau aus der Kelten- und der Römerzeit gefunden. Um das Erz zu gewinnen, war verkokstes Holz als Energiequelle erforderlich. Daher stammt der Name "Ofenberg".

Zwischen und über den Rinnen liegen die umgestürzten Bäume kreuz und quer. Die verrottenden Stämme sind die Keimzelle für Mikroben, Pilze und Insekten als Anfang des Nahrungskreislaufs.

Wissenschaftler beobachten, wie die Natur mit Schäden umgeht

Den Anlass für den Bannwald lieferte Sturm "Lothar". Er hatte hier heftig gewütet. Für die Forstwissenschaftler ist es ein Anliegen, zu beobachten, wie die Natur selbst mit den "Schäden" umgeht. Was entwickelt sich, was kommt nach? Die Reaktion der Natur auf ein einschneidendes Ereignis unterscheidet den Ofenberg von älteren Bannwäldern in der Nähe, wie sie in den Auewäldern am Leopoldskanal und am Rhein bestehen. Wie in einem Naturlabor können die Forscher die ökologische Antwort studieren. In regelmäßigen Abständen wird die gesamte Vegetation dokumentiert. Davon erhofft man sich wertvolle Hinweise, wie der Wald forstwirtschaftlich effektiv oder nachhaltig genutzt werden kann.

Der Ofenberg ist ein kreisübergreifendes Pilotprojekt. Mit dabei sind die Forstämter der beiden Landkreise, der Staatswald auf der Gemarkung Ettenheim, die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt, und Herbolzheim stellt mit rund 15 Hektar ein Viertel des Bannwalds. Neben den Forstleuten sollen auch die Freizeitler etwas mitbekommen von der Besonderheit dieses Waldes. Am Speckacker-Parkplatz über Münchweier weisen drei Waldschrate darauf hin, dass hier der Bannwald als Informations-Erlebnis beginnt. Der Ebersweierer Holzschnitzer Armin Heitz hat den umgekehrt aufgestellten Baumstümpfen mit Wurzelwerk freundliche Fratzen gegeben. Gegenüber stehen die ersten Infotafeln, die auf den Rundweg sowie die ausgewiesenen Pfade durch das Reservat hinweisen. Solche Tafeln informieren über das, was kreucht, fleucht und floriert in diesem Wald. Von den Karten auf den Tafeln darf sich der Besucher nicht verwirren lassen. Sie sind am grünen Tisch entworfen und deshalb seitenverkehrt und müssen vom Betrachter erst im Geiste an die Situation vor Ort angepasst werden.

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