Wallisellen: Urs Wegmann zeigt am Handholzerkurs, wie man Bäume mit reiner Muskelkraft fällen und zerlegen kann. Die Teilnehmer lernen im Hardwald mit Axt und Handsäge umzugehen, aber auch die wichtigsten Sicherheitsregeln einzuhalten. lara Surber |
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Unter steter Bewegung, mit wachem Auge und mit den Tipps des Profis lässt sich jeder noch so dicke Baum fällen. Bilder: Leo Wyden |
Vier Forstliebhaber besammeln sich am Wochenende im Hardwald bei Wallisellen. Sie wollen lernen, wie man Bäume ohne moderne Hilfsmittel fällen kann. Nach einer Theoriestunde geht es los: Zuerst zeigt Kursleiter Urs Wegmann den richtigen Umgang mit der Axt. Schliesslich fällen die vier Teilnehmer gemeinsam den ersten Baum. Während Marion Wegmann und Urs Dorizzi den Stamm der Rottanne mit der Handsäge bearbeiten, sperrt Max Brunner den nahen Waldweg ab. Der «Umkreis der doppelten Baumlänge» müsse gesichert werden, erklärt Urs Wegmann. Die zu fällende Rottanne ist rund 25 Meter hoch. Der Kursleiter schlägt einen Keil in den Spalt, den die Handsäge hinterlässt. Erst langsam, dann schneller und krachend fällt der Baum auf den Waldboden. Nun bereiten die Kursteilnehmer die rund 70 Jahre alte Tanne für die Weiterverarbeitung vor. Mit der Axt werden die Äste des Baumes entfernt. Dann können sich die Teilnehmer in Zweierteams weitere Bäume zum Fällen aussuchen. Besseres Gefühl ohne Technik Urs Wegmann absolvierte eine Lehre als Forstwart. Nach seinem Abschluss wechselte er aufgrund mangelnder Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt den Beruf. «Ich habe den Wald vom ersten Tag an vermisst», beteuert er. In seiner Freizeit nahm er an einem Handholzerkurs teil, weil ihn immer schon alles interessiert habe, was ohne moderne Hilfsmittel gemacht wird. Vor fünf Jahren hat er schliesslich den ersten Kurs selbst angeboten. Mittlerweile leitet Urs Wegmann die Greifensee-Ranger. Die Handholzereikurse sind sein Nebenerwerb. Zwischen einem und drei Kurse organisiert er pro Jahr. Bis zu acht Personen können daran teilnehmen. Viele der Teilnehmer haben selbst einen Wald. Und: «Die meisten haben sich schon vorher mit ihrem Verhältnis zur Natur beschäftigt», ergänzt Wegmann. Es ist ihm ein Anliegen, die Kursteilnehmer darauf zu sensibilisieren, dass nicht alles immer schneller gehen muss. «Wenn man ein Ziel ohne technische Hilfsmittel erreicht, ist das Gefühl danach auch besser», findet er. Handholzerei als Weiterbildung Marion Wegmann, die Frau des Forstwartes, war am Wochenende aus Neugier an der Arbeit ihres Mannes dabei. Nur wenige Teilnehmerinnen besuchen den Handholzerkurs. Dass sie als Frau im Nachteil war, glaubt Marion Wegmann allerdings nicht. «Es kommt auf die Technik und nicht auf Kraft an», bestätigt ihr Mann. Teilnehmer Vincent Bateman kommt aus Irland, lebt in Rheinfelden und beendet gerade seine Ausbildung zum Forstwart. «Der Wald in der Schweiz ist super», findet er. Ihm gefalle, wie leise das Bäumefällen ohne Motorsäge ist. Auch Max Brunner ist gelernter Forstwart. Trotzdem profitierte er von Wegmanns Wissen. «Das lernt man so schliesslich nicht mehr», meinte er. Brunner arbeitet bei Grün Stadt Zürich und organisiert Handholzerkurse für Oberstufenschüler. Auch für die sei der Tag im Wald jeweils unvergesslich. |
Montag, 17. Januar 2011
Bäume fällen wie anno dazumal
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