Donnerstag, 6. Januar 2011

Holzfällen im Akkord


Seit jeher geschieht das Holzmachen zwischen November und März. Trotz Maschinen ist das auch heute noch eine harte Arbeit. FR-Mitarbeiter Olaf Velte beschreibt den Unterschied zwischen früher und heute.
        

Im harten Winter  1967 mussten  Waldarbeiter lange pausieren.
Im harten Winter 1967 mussten Waldarbeiter lange pausieren.
Foto: Privat
Den Lebensunterhalt zu verdienen, kann manchmal hart sein. Jeder, der einmal im Wald gearbeitet hat, weiß das. Obwohl der Holzeinschlag heute weitgehend maschinell vonstatten geht, hat das Metier kaum an Bequemlichkeit gewonnen.
Seit jeher geschieht das Holzmachen zwischen November und März. Nur der Winterwald bietet optimale Bedingungen, um Bäume zu fällen, Äste und Rinde zu entfernen. In den kalten Wochen herrscht die sogenannte Saftruhe. Der Wald steht schwarz und schweiget, wie es treffend im Abendlied von Matthias Claudius heißt. „Jetzt befindet sich weniger Feuchtigkeit in den Baumstämmen“, sagt Karl-Matthias Groß, Förster in Usingen und Kenner der hiesigen Forstgeschichte. Die Jahreszeit, in der es für den Menschen am ungemütlichsten ist und sich jede Betätigung im Freien mühsam gestaltet, eignet sich vortrefflich für die Waldbewirtschaftung.
Seit 20 Jahren sind große Vollernter, die zugleich schneiden und entasten, ein alltäglicher Anblick in den Forstbezirken des Taunus. Der Fahrer sitzt in einer Kabine, geschützt vor Witterung und Verletzungen. Wo früher sechs Waldarbeiter zugange waren, braucht es in unseren Tagen nur noch einen Maschinenlenker.
Und auch die Nutzung der Holzarten hat sich grundlegend geändert: Die Buche, die bis in die Mitte des vergangenen Jahrhunderts ausschließlich als Brennmaterial genutzt wurde, ist zu einem begehrten Baum für Möbelbauer geworden.
Überhaupt: 70 Prozent der Wälder wurden laut einer lokalen Statistik von 1880 verheizt. Heute bedienen die Forstämter vorwiegend Zellstoff-, Möbel- und Bauindustrie. „Im Hochtaunuskreis werden durchschnittlich sieben Festmeter pro Jahr und Hektar gefällt.“
Bis in die 1980er Jahre war die saisonale Waldarbeit ein notwendiges Zubrot für die Bauern der Taunusdörfer. Gearbeitet wurde stets in der „Rotte“ und im Akkord. Je nach Stammdicke konnte ein Mann stündlich zwischen einem und zwei Festmeter schaffen – mit der Motorsäge. „Das Aufkommen der Motorsäge hat die Arbeit revolutioniert“, so Groß. Über Jahrtausende waren Axt, Säge und Fällkeil die traditionellen Werkzeuge. 1927 wurde die erste benzingetriebene Säge entwickelt, 1950 das Einmann-Modell auf den Markt gebracht – damals noch zwölf Kilo schwer. „In unserer Rotte hatten wir anfangs nur eine Motorsäge, die wir selbst finanziert haben“, sagt Robert Velte, Landwirt und Archivar des Wehrheimer Geschichtsvereins.
Auf breiter Front ging es seinerzeit durch den jeweiligen Walddistrikt; der Förster hatte für jeden Trupp eine Grenze vorgegeben. Nässe, Kälte und feuchte Kleidung gehörten ebenso zur Tagesordnung wie ständiges Bücken und Heben. Das Lagerfeuer, an dem man sich in den Pausen aufwärmen konnte, musste am Glühen gehalten werden. Waldarbeiterwagen kamen erst zu Beginn der 60er Jahre auf.
Am Ende dann die Kiefern
„Nach dem zweiten Weltkrieg haben wir viel Grubenholz undEisenbahnschwellen gemacht.“ Unterschieden wurde auch nach Stamm-, Klafter- und Stockholz. Für die dörflichen Haushalte mussten Reiserwellen gepackt werden – der Akkordlohn lag bei 3,60 Mark für 100 Stück.
Zur Hoch-Zeit der bäuerlichen Waldarbeit zogen in Wehrheim fast 40 Männer in den Forst. Helme oder sonstige Schutzkleidung kannte man nicht, nur bei sehr hohem Schnee wurde die Arbeit ausgesetzt. Das Saisonende gehörte den Kiefern – sie ließen sich am einfachsten schälen. „Da war der meiste Verdienst drin.“

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