
Hans Bosch
Die moderne Fällung von Fichten mittels Prozessor wurde bei der Waldtagung in der Praxis demonstriert. Foto: Hans Bosch
Mit dieser zufriedenstellenden Erkenntnis gingen rund 80 Waldbesitzer aus Mindelzell und Umgebung nach Hause; alles Teilnehmer an der zum fünften Mal stattfindenden Waldtagung. Diese hatte damit einen bisher nicht erreichten Besucherrekord, von dem die Vertreter des Krumbacher Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten wie auch der Forstbetriebsgemeinschaft Günzburg-Krumbach sichtlich überrascht waren. Beide Institutionen hatten zusammen mit der Mindelzeller Ortsbäuerin Anita Schlögel gute Vorarbeit geleistet.
Im Privatwald südwestlich der Gemeinde stand der heimische Forstunternehmer Josef Laubheimer mit seinem „Prozessor“, um moderne Holzernte zu praktizieren. Abteilungsleiter Michael Schmidt gab zu verstehen, dass sich das Krumbacher Amt als „Hilfs- und Informationsstelle für alle Waldbauern“ verstehe. Allerdings: „Wir können nur helfen und beraten. Was der Einzelne dann aus seinem Wald macht, muss er selbst entscheiden.“ Revierleiter Hubert Forstner von der Forstdienststelle Ziemetshausen und damit zuständig für den Privatwald in Mindelzell, vertrat die Meinung, dass in absehbarer Zeit die Motorsäge im Wald nur noch eine untergeordnete Rolle spiele. Sie werde von den Prozessoren abgelöst, zumindest bei der Fällung alter Fichten auf ebenem Gelände.
Interessant auch, dass heute von den Sägereien Fixlinge oft besser bezahlt werden wie die früheren bis zu 20 Meter langen Stämme. Der Grund für Forstner: „Fichten werden in der Regel in schmale Brettchen gesägt, getrocknet und dann zu Leimbindern verarbeitet, die im Industrie- oder Hallenbau Verwendung finden.“ Gerade in diesem Bereich sei das Holz inzwischen eine echte Alternative zu Stahl und Beton. Buche und Eiche dagegen seien als Wertholz gefragt; die Stämme will der Käufer „lang, dick und gerade“. Zweiter Schwerpunkt der Waldtagung war die Aufklärung über das richtige Durchforsten in Wäldern aller Altersstufen. Ein besonderes Auge sollten die Forstbesitzer auf „gesunde, gerade und eine schöne Krone“ aufweisende Fichten legen. Sie benötigen einen entsprechenden Freiraum und bilden dann stabile Stämme, die einen großen Zuwachs garantieren. Apropos Wachstum: Die Frage, wie viel Zuwachs in einem Jahr pro Hektar in einem Fichtenbestand zu erwarten sei, wurde von den Mindelzellern mit etwa vier Festmeter angegeben. Die Antwort Forstners erstaunte: „In Mittelschwaben sind es rund 16 Festmeter.“ Wundern darf dies nicht, denn: „Der Waldbereich zwischen Zusmarshausen bis südlich Krumbach ist bei Fichten in Deutschland absolute Spitze und in Europa einer der Besten.“
Zur Sprache kamen im Verlauf des Nachmittags, der mit einer forstlich interessanten Kaffeerunde im Gasthaus Ertle endete, außerdem Ratschläge, Maßnahmen und Ursachen von und bei Schneedruck, Windbruch und Borkenkäferplage (er war vor wenigen Jahrzehnten in unserem Raum noch unbekannt), aber auch der Wegebau, die Anlegung von Holzlagerplätzen und die Erfordernisse für eine Waldbereinigung oder Zusammenlegung einzelner Forstgrundstücke. Hierfür gebe das Forstamt Hilfe und Rat, doch sei die Freiwilligkeit wichtigste Voraussetzung für den Auftakt entsprechender Gespräche.
Quelle: http://www.augsburger-allgemeine.de/Home/Lokales/Krumbach/Lokalnachrichten/Artikel,-In-Mittelschwaben-wachsen-die-hoechsten-Fichten-Europas-_arid,2345724_regid,2_puid,2_pageid,4499.html
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