Wer Bäume liebt, muss manchmal auch einen fällen
Frankfurt. Wenn Konstantin durch den Wald stapft, ist er eins mit der Natur: Er macht eine Ausbildung zum Forstwirt und kümmert sich darum, dass der Frankfurter Stadtwald den Besuchern Erholung und den Holzhändlern Erträge bringt.

Konstantin macht eine Ausbildung zum Forstwirt, ist im zweiten Lehrjahr. Ein junger Mann mit feinen Gesichtszügen und rauen Händen. Wenn er spricht, rollt er das «R» ein bisschen; ein Überbleibsel seiner Heimat Kasachstan. Dort ist er aufgewachsen. «Ziemlich weit draußen, auf dem Land. Sogar Wölfe gab es dort», erzählt er. In dieser Weite hat Konstantin seine Liebe zur Natur entdeckt. Und die blieb, auch als er mit acht Jahren in seine jetzige Heimatstadt Aschaffenburg zog.
Dennoch entschied er sich zunächst für eine Ausbildung, die so gar nicht zu seiner Leidenschaft für die Natur passt: Informationselektroniker. «Das war was Bodenständiges und hat anfangs ja auch Spaß gemacht. Aber fünf, sechs Stunden am Tag vor kaputten Fernsehern zu sitzen – das war dann doch nichts für mich. Ich wollte Vogelgezwitscher um mich haben.» So bewarb er sich beim Frankfurter Grünflächenamt.
Konstantin hatte Glück: Als er vor zwei Jahren mit der Ausbildung anfing, stellte die Stadt Frankfurt gerade ein neues Konzept auf die Beine. Anstatt dem angehenden Forstwirt ein Revier zuzuteilen, in dem er die gesamten drei Jahre verbringt, pendelt er nun zwischen den Waldgebieten in Oberrad, Niederrad, Schwanheim und Goldstein. Eine gute Sache, findet Konstantin: «Der Frankfurter Stadtwald ist unterschiedlich aufgebaut. So lerne ich den gesamten Wald kennen, nicht nur einen Teil.»
Und was gibt es als Forstwirt zu tun? «Den Baumbestand zu pflegen», wie das Grünflächenamt sagt, ist eine der wichtigsten Aufgaben, erklärt Konstantin und deutet auf die Kiefer, die er gleich fällen will – unter den prüfenden Blicken von Forstwirtschaftsmeister Jochen Paulus. «Sie ist ziemlich klein und kümmerlich, nimmt aber dem gesunden Baum daneben Platz und Licht zum Wachsen. Deswegen hat der Förster sie schon markiert.» Oft fällt er auch gesunde Bäume – für die Holzernte. Wenn er dann die dicken Stämme mit dem Schlepper zum Transporter bringt, wünscht er sich manchmal ein Rückepferd, sagt er und schmunzelt. «Die sind umweltfreundlicher. Außerdem mag ich Pferde.»
«Mir gefallen die meisten Arbeiten in meinem Beruf», sagt Konstantin, rückt seinen Helm zurecht und greift nach der Motorsäge. «Aber Baumfällarbeiten sind immer wieder spannend. Die darf ich meistens allein machen.» Er wirft den Motor an, sägt eine Kerbe in den Stamm. Bevor er das Stemmeisen, den Fällheber, ansetzt, sieht er sich nach Spaziergängern um. Sein langgezogenes «Achtung» schluckt der dicke Schneeteppich. Konstantin setzt den Hebel an, mit einem behäbigen Knirschen gibt die Fichte nach und landet auf dem Boden. Geschafft. Konstantin lächelt.
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